"Ordnung und Freigeist" 101 Jahre Gudrun Krüger

Am Samstag, 11. Februar 2023 wäre die Eninger Bildhauerin 101 Jahre alt geworden. Anlass für uns, ein letztes Mal auf das vergangene Festjahr zurückzublicken. Die Gemeinde feierte in 2022 mit den unterschiedlichsten Veranstaltungen 100 Jahre Gudrun Krüger: In einer umfangreichen Werkschau im Rathaus gab es einen Überblick über das vielfältige Werk und Einblicke in das bewegte Leben der Künstlerin. Bei zahlreichen Führungen mit den Söhnen im Garten und Atelier kam man dem einstigen Lebensumfeld von Gudrun Krüger im Herzen von Eningen so nahe wie nie. Im öffentlichen Raum präsentierten sich auf dem Rathausplatz, im Kunstraum in der Eugenstraße und in der Gemeindebücherei zentrale Skulpturen, die somit fast ein ganzes Jahr in Eningen präsent waren. Sonderführungen, Kreativaktionen und ein Sommerkonzert zu Ehren von Krüger ergänzten das Angebot im Laufe des Jahres. Den Abschluss machten Fritz Dannenmanns filmisches Portrait "Gudrun Krüger - anerkannte, unbekannte Bildhauerin", das in einem proppenvollen Andreasgemeindehaus gezeigt wurde, sowie die vom Förderverein Eninger Kunstwege organisierte Lesung von Briefen an und von Gudrun Krüger.

Alles in allem blicken wir zurück auf ein ereignisreiches Jahr und einen bunten Strauß an Veranstaltungen, die sich auf so unterschiedliche Art und Weise einer Bildhauerin annäherten, die ihr spannendes Werk und ihre Persönlichkeit als Frau zwischen Kunst und Familie, zwischen politischer Bedrängnis und freigeistlichem Drang entwickelte. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Beteiligten und Unterstützer*innen und besonders an die zahlreichen interessierten und begeisterten Besucher*innen. Wir freuen uns auf alle kommenden Kulturveranstaltungen mit Ihnen!

Übrigens: Die Festschrift "Ordnung und Freigeist" ist nach wie vor kostenfrei im Rathaus erhältlich und verliert auch nicht an Aktualität: Ein Portrait zum Leben und Werk von Gudrun Krüger, gespickt mit Abbildungen und Fotografien, bildet den Kern dieser Veröffentlichung.

Gud­run Krü­ger (1922 – 2004)

Die Bildhauerin und Zeichnerin Gudrun Krüger wurde am 11. Februar 1922 in Tübingen geboren und lebte von 1945 bis zu ihrem Tod als freischaffende Künstlerin in Eningen unter Achalm. Krüger schuf vorrangig Plastiken aus Stahl und Holz, die oft farbig gehalten wurden. Sie folgte geometrischen Formen und verwendete gleichzeitig kräftige Symbole wie Augen und Sterne. Stets hinterließ die Künstlerin einen Rest an Unerklärbarem und Rätselhaften. Der Hang zum Abstrakten rührte vermutlich nicht zuletzt von der Abwendung vom früheren strengen Studium der Porträt- und Aktzeichnung.

Gudrun Krüger studierte von 1939-41 an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart und setzte ihr Studium von 1943-44 an der Akademie in Wien fort. Prägend müssen für die Künstlerin vor allem die Aufenthalte in London gewesen sein. Dort sind im British Museum und im Victoria and Albert Museum bis heute ihre Werke in den Sammlungen vertreten. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen bewältigte sie, teils sogar europaweit.

Auch von Gudrun Krüger findet sich das ein oder andere Schmuckstück in Eningen. Da wäre zum einen die Bronze-Figurengruppe „Gordona“, die 2017 vom Calner-Platz in den nach ihr benannten Krügerpark versetzt wird. Außerdem steht auf dem Schillerplatz eine hellblaue „Eichenläubin“ aus Metall. Ein Ebenbild der Eichenläubin ist im Rathaus II zu sehen. Dort steht auch die Skulptur „Charlieu“ - anlässlich der Städtepartnerschaft mit Frankreich.

Li­te­ra­tur:

  • Galerie 5 – Haus Geiselhart: Gudrun Krüger. Plastiken. Reutlingen 1987.
  • Heimat- und Geschichtsverein Eningen unter Achalm e.V.: Öffentliche Kunst in Eningen unter Achalm. Eningen 2012, S. 16-26.
  • Thomas Leon Heck / Joachim Liebchen: Reutlinger Künstler Lexikon. Reutlingen/Tübingen 1999, S. 153.